Rollenpflücker – Einsatzmöglichkeiten der Rollenpflückertechnologie für das Entfernen und Verdichten von invasiven Wasserpflanzen
Seit August 2017 beschäftigt sich das Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen University, kurz ISA, auch ein wenig abseits der Abwasserpfade mit dem Thema der invasiven Wasserpflanzen. Das zweijährige Projekt „Einsatzmöglichkeiten der Rollenpflückertechnologie für das Entfernen und Verdichten von invasiven Wasserpflanzen“ wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, kurz DBU, gefördert.
Viele Binnengewässer sind aufgrund der fortschreitenden Eutrophierung von der massiven Ausbreitung nicht heimischer invasiver Wasserpflanzen wie Elodea canadensis beziehungsweise Elodea nuttallii und den damit einhergehenden stark eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten betroffen. Unter Naturschutzgesichtspunkten kann das extreme Wachstum der Elodea-Spezies eine Gefahr für die natürliche Flora in Schutzgebieten darstellen. Auf der einen Seite eliminieren die Pflanzen im Sommer Stickstoff und Phosphor unter großem Biomassenzuwachs aus der Wasserphase. Auf der anderen Seite werden im Winter diese eingelagerten Nährstoffe durch die abgestorbenen Pflanzenreste auf dem Seegrund wieder freigesetzt und stellen damit ganzjährig betrachtet keine Nährstoffreduktion dar.
Die aktuelle Methode des „Mähens“ hat nur sehr eingeschränkten Erfolg bezüglich der Nachhaltigkeit und der Nährstoffreduktion, da nur der oberste Teil der Pflanzen entfernt wird und damit die Pflanzen sehr schnell wieder nachwachsen.
Daher hat die Lutat Fluid Technologie UG, kurz LFT, das Konzept des Rollenpflückers entwickelt und erste Vorstufen erfolgreich erprobt. Die Basisinnovation sind zwei gegenläufige flexibel absenkbare Rollen (Rollenpflücker) auf einem Transportponton, welche die Pflanzen greifen und nahezu vollständig mit der Wurzel durch Zug roden. Dabei wird das entfernte Pflanzenmaterial bereits teilentwässert und verdichtet. Durch weitere mechanische Entwässerungsmaßnahmen und Entsorgung aller anfallenden Teilströme können die Entsorgungskosten weiter gesenkt und eine stofflich-energetische Weiterverwertung der Biomasse ermöglicht werden.
Die Technologie soll unter Berücksichtigung aller umweltrelevanter Prozesse, wie Nährstoffreduktion, Biomasseentfernung und -verwertung, Wiederbewuchs, zu einem einsatzfähigen Prototypen inklusive Verwertungskonzept weiterentwickelt werden. Dabei wird ein mehrjähriges Monitoring-Programm der Wasser- und Sedimentphase während des ganzen Prozesses vom ISA durchgeführt. Die Wiederbewuchsrate wird vergleichend photographisch ausgewertet. Durch Untersuchungen zur Verwertung der Biomasse und Qualität der Pressabwasserströme sollen Verwertungs- und Entsorgungspotentiale, wie zum Beispiel Biogaserzeugung aus der Biomasse und Entsorgung der Abwasserströme in kommunales Abwassernetz, aufgezeigt werden.